Nachdem ich mir eine berufliche Auszeit von meinem Bürojob im Projektmanagement genommen hatte, verordnete ich mir auch eine Pause vom Großstadtleben, dessen ich mit der Zeit etwas überdrüssig geworden bin. Also beschloss ich, dass es höchste Zeit war mal für eine Weile rauszukommen aus der Stadt. Kärnten schien mir wie der Inbegriff von allem, was Österreich ausmacht. Bei einer einwöchigen Wanderung hatten es mir Land und Leute bereits zuvor angetan. Eine Freundin erzählte mir von Wwoof, ich meldete mich kurzerhand an und schrieb drei Höfe an. Eine Woche später erhielt die Zusage aus Feldkirchen.
Auf dem Bio-Hof Zechner wurde ich sehr herzlich aufgenommen. Meine Gastgeber Kathi und David waren sehr zuvorkommend und haben stets auch auf mein Wohlbefinden geachtet. So hatte ich auch ausreichend Gelegenheit die malerische Umgebung zu erkunden. Generell herrschte ein liebevoller Umgang in familiärer Atmosphäre. Schnell stellte sich bei mir das Gefühl ein, wenn auch nur zeitweise, zur Familie zu gehören.
Die beiden betreiben ihren Bio-Hof aus Überzeugung und das spürt man als Gast. Auch wenn ich den ganzen Tag auf dem Hof verbracht habe, wurde es nie langweilig, weil es mit den Hoftieren (Schafe, Hühner, Enten, Katzen) immer etwas zu erleben gab und mir die Arbeit Spaß gemacht hat. Auch wenn mal viel zu tun war, habe ich mich im Gegensatz zu meinem Alltag in Deutschland zu keinem Zeitpunkt gestresst gefühlt. Meine Tätigkeiten waren abwechslungsreich, besonders das Feuerholz für Winter vorzubereiten, war ein besseres Workout als ich es in einem Fitnessstudio für viel Geld hätte bekommen können.
Für mich als Großstädter aus Deutschland, waren vor Allem die frische Luft, das satte Grün, das klare Bergquellwasser, der atemberaubenden Sternenhimmel und die Fülle an frischen Bio-Nahrungsmitteln ein wahrer Segen. Die Verköstigung ist ausgezeichnet und reichlich gewesen – selbst für einen Vielfraß wie mich. Das Zimmer, in dem ich einen Monat lang untergebracht war, war großzügig und mit allem ausgestattet, das ich benötigt habe. Der Ausblick aus den Fenstern, auf den Enten- bzw. Hühnerstall hat mir besonders gut gefallen. Zum Glück wollte der Hahn nicht mehr krähen… ;) Er komplettierte das pure, unverfälschte kärtener Lebensgefühl ländlicher Idylle, das für mich jeden Tag spür- und erfahrbar gewesen ist. Der Gastgeber David, ein erfahrener Landwirt und Jäger, hat mich sogar zur Hirschbrunft mitgenommen – ein einmaliges Erlebnis und eines der vielen Highlights meines Aufenthaltes.
Die Lage und Anbindung hätten kaum besser sein können. Die Gastfamilie hat mir freundlicherweise ein Fahrrad zur freien Verfügung gestellt, mit dem ich in unter 10 Minuten die nahegelegenen Bahnhöfe erreichen konnte. Villach und Klagenfurt sowie die Grenze zu Slowenien sind zügig und problemlos mit dem öffentlichen Nahverkehr erreichbar. Der Ossiacher See und der Wörthersee sind für mich ein Must See (kleines Wortspiel ;)) gewesen.
Abschließend kann ich nur allen Interessierten oder Unentschlossenen empfehlen, so wie ich selbst, nicht allzu lange nachzudenken, sich ins Abenteuer zu stürzen und es einfach auszuprobieren. Ich jedenfalls, möchte diese Erfahrung und all die viele wundervollen Erlebnisse keinesfalls missen! Für mich war es sehr aufschlussreich einen Einblick in eine Lebensart zu bekommen, die ganz anders war, als ich es aus meinem Stadtleben gewohnt war.
Liebe Grüße
Paul